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Neue Aufführungen im Oktober 2003 in Duisburg

Pressestimmen zum Stück

Pressestimmen zu GirlsNightOut

-  WAZ: Nichts als Weiberworte aus Sicht der Männer
-  Ruhr-Nachrichten: Triumph der Regie über den Text: "GirlsNightOut"
-  taz-ruhr: Zwei Männer inszenieren drei Frauen im Kuschelbett

-  WAZ: Zuerst die Pubertät, dann der Zerfall

Westdeutsche Allgemeine Zeitung, WAZ, 14.1.2002

Nichts als Weiberworte aus Sicht der Männer

Von Anne Ullenboom

Zeitreise in die Welt der braven Mädchen und frechen Gören: Das "Lurch-Theater" präsentierte im Musischen Zentrum eine eigensinnige Deutung von Gesine Danckwarts Debüt "Girls Night Out".

Gibt es Schöneres, als sich am Samstagabend zu stylen, die Tanzschuhe anzuschnallen und auszugehen? Sich hineinzustürzen in das wilde, quietschvergnügte Leben der Nacht? Und wen es nicht sofort in die Disco zieht, den zieht es vielleicht vorher noch kurz ins Theater, ins Musische Zentrum vielleicht.

Hier konnte man am Wochenende eintauchen in die Welt der kleinen Mädchen, die gerne größer sein würden, und in die Welt solcher, die schon groß sind und sich die unbeschwerte Leichtigkeit der frühen Jahre zurückwünschen.

In der Version des Lurch-Theaters é vertreten durch die Schauspielerinnen Anja Lemke, Meike Misia und Marion Flaskamp, die dem frivolen Weibertrio in allen Lebenslagen in dieser Nacht ihr Gesicht leihen é entsteht aus Fragmenten ein Stück, das das Seelenleben junger Frauen einfangen und aufschlüsseln will und in seiner Intensität doch bloß an der Oberfläche bleibt wie ein zerbrochener Spiegel, der nur Bruchstücke zeigt.

Den Regisseuren gab Autorin Gesine Danckwart mit ihrer Vorlage nur den Text und flüchtige Anweisungen mit auf den Weg. Niklas Kaeseler und Dirk Schwantes strickten daraus ein Feuerwerk der Eitelkeiten, das Klischee an Klischee reiht. Weiberworte aus Männersicht. Hier wird gekreischt bis die Wände wackeln, gespuckt, dass es dem Zuschauer vor Ekel graust, und hysterisch gelacht, bis die Nerven blank liegen.

Ein Leben auf der Suche nach dem "Herzblatt"-Traumprinzen und dem Sinn des Nachmittags-Schmuddel-Talks im Fernsehen. "Girlsnightout" é eine Momentaufnahme, in der Regie und Schauspielerei durchaus brillieren. Und den Zuschauer am Ende in eine Welt entlassen, die vor Leere gähnt.

Weitere Vorstellungen am 18. und 19. Januar, jeweils 20 Uhr. Karten: Tel: 59 56 28.

Ruhr-Nachrichten, 14.1.2002

Triumph der Regie über den Text: "GirlsNightOut"

Ein kleines Schmankerl für Liebhaber energischer Regiearbeit und engagierter Darstellung bietet sich derzeit im Musischen Zentrum der Ruhr-Universität. Die Kurzfarce "GirlsNightOut" feierte dort am Freitag in der Inszenierung des "lurch.theaters" Premiere.

Bemerkenswert, was die beiden Regisseure Niklas Kaeseler und Dirk Schwantes mit ihren hervorragenden Aktricen Marion Flaskamp, Anja Lemke und Meike Misia aus der Vorlage der jungen Dramatikerin Gesine Danckwart machen. Denn der bloße Text ist eine einzige Zumutung: Teenie-Talk und Sponti-Sprüche, es wird viel geredet, aber wenig gesagt. So geht das ohne Punkt und Komma, ohne erkennbaren Zusammenhang, ohne Dreh- und Angelpunkt - selbst die Anteile der drei Schauspielerinnen am Text und damit ihre Identität überlässt Danckwart der Regie.

Kaeseler und Schwantes müssen das als Herausforderung begriffen haben und ihr Triumph besteht darin, diesem kreuzblöden Stück trotzdem interessante, witzige Bühnensituationen abzutrotzen. Das muss harte Arbeit gewesen sein, man spürt beständig, wie das Team versucht, sich gegen die Wischi-Waschi-mir-doch-egal-Stimmung des Textes zu stemmen. Mit Macht werden durch Musikeinspielungen Zäsuren eingebaut, die Inszenierung kämpft um Rhythmus und schafft es sogar, mitreißend zu swingen. Das ist natürlich besonders der Verdienst der Darstellerinnen, denn die sind, mit einem Wort, super. Herrliche Szenen spielen sich da zwischen ihnen ab - die Crux ist eben nur, dass der Text aber auch gar nichts davon hergibt. Noch jeder kleinste Lacher ist allein der übrzeugenden Leistung des lurch.-Teams zu verdanken.

Wieso also gerade dieses Stück? Den Programmheft-Flachs, man kenne schlicht keine guten männlichen Darsteller, mal beiseite: Kennt man denn auch keine guten Autoren? "GirlsNightOut" ist eigentlich die Bestätigung männlich-chauvinistischer Klischees über weibliche Kommunikation, ein Wasserfall beliebiger Satzbauteile ohne konkretes Ziel. Das kann weder Danckwart noch das lurch.theater gewollt haben, passiert ist es trotzdem. Ein Theaterrätsel. Noch einmal: Regisseure und Darstellerinnen sind exzellent und haben fantastische Arbeit geleistet. Derart beeindruckt warten wir aber nun auf die Inszenierung eines hoffentlich sinnigeren Stoffes. Peter van Dyk

Weitere Vorführungen: 18. und 19. 1., 20 Uhr, Musisches Zentrum



taz-ruhr, Ausgabe Nr. 83 vom 2002-01-17

Zwei Männer inszenieren drei Frauen im Kuschelbett

Manchmal führt der Weg zu einer witzigen Inszenierung nicht ins Stadttheater. Die Theatergruppe lurch.theater zeigt im Musischen Zentrum der Ruhr-Universität Bochum, wozu freie Gruppen in der Lage sind. Sie führen Gesine Danckwarts Stück „GirlsNightOut“ auf

von PETER ORTMANN

„Jetzt hab´ ich mich gerade an meinen Körper gewöhnt, da zerfällt er schon wieder.“

Nicht neu, aber wohl zeitlos – Girlies schrammen immer am Rand des Nervenzusammenbruchs. Sie hüpfen, singen, lachen und streiten auf der Bühne eines Jungmädchenzimmers. Sie philosophieren gackernd über Gott, stramme Männer und die feindliche Welt da draußen. So vergeht die Zeit. Viel zu schnell, eigentlich haben sie an diesem Abend noch viel vor. Wer endlich wissen will, was junge Frauen tun, bevor sie zu irgendeiner Party gehen, der sollte sich „GirlsNightOut“ im Musischen Zentrum an der Ruhr-Universität nicht entgehen lassen. Er wird mit einem hysterischen Phrasen-Gelage belohnt, das der PISA-Studie alle Ehre macht. Und das ist nicht negativ gemeint.

Marion Flaskamp, Anja Lemke und Meike Misia vom „lurch.theater“ sind die drei Schauspielerinnen, die das Stück benötigt. Mehr hat die Berliner Autorin Gesine Danckwart (Jahrgang 1969)für ihr Debütstück, das 1999 im Theater am Neumarkt in Zürich uraufgeführt wurde, an Regieanweisungen auch nicht vorgegeben. Der Text kann von den Regisseuren frei auf die Spielerinnen verteilt werden. Eine Handlung kann erst bei den Proben entstehen. Zwangsläufig. Die freie Produktion in Bochum steht unter dem Motto „Männer inszenieren Frauen“. Niklas Kaeseler und Dirk Schwantes erledigten den „anstrengenden“ Job gemeinsam. Es wurde eine choreographierte Revue aus harten und zarten Balgereien, Musik, Tanz und geschnatterten Textfetzen. Und alles immer schön oberflächlich. Auch das Bühnenbild kommt mit einem wackeligen Paravent und einem kuscheligen Bett aus.

Das Bett wurde im Stück oft zum Lieblingsplatz der drei gegensätzlichen Charaktere. Ob die beiden Regisseure bei den Proben so dem weiblichen Wesen nähergekommen sind, wird nicht ersichtlich. Glücklicherweise.



waz, vom 29. Juni 2002

Zuerst die Pubertät, dann der Zerfall

Drei Mädels auf der Suche nach der verlorenen Wahrheit über ihren Körper und ihre Identität: das lurch.theater gastierte mit "GirlsNight-Out" im TUT. Die Pubertät dauert heutzutage vom ersten Pickel bis zur letzten Ölung. Erwachsenwerden in einem Leben ohne wirklich elementare Herausforderungen ist eine nahezu unlösbare Aufgabe geworden. Die 1969 in Lübeck geborene Dramatikerin Gesine Danckwart hat Szenen, Urteile, Sprüche, Gedankenblitze und anderes gesammelt, was die unendliche Geschichte von Erwartungsfreude und frühzeitiger Desillusionierung bei jungen Frauen dokumentiert. Ihr Stück "GirlsNightOut" ist eine assoziative Collage dieser Sammlung; es erzählt keine Geschichte, gehorcht keinen kausalen Zusammenhängen. Die einzige Regieanweisung lautet: "Für drei Schauspielerinnen". Die zwei Regisseure des lurch.theaters haben mit ihren Schauspielerinnen diese Vorlage genutzt, um in Form eines dialektischen Prozesses eine Inszenierung zu erarbeiten, die die allgemeingültige Spruchsammlung in ein sehr intimes Selbstbekenntnis fünf junger Menschen verwandelt. Eine Stunde lang wird gezetert, gescherzt, gelitten, geträumt, getanzt und gesungen, in einer Art und Weise, die in jedem Zuschauer den letzten halb vertrockneten rebellischen Blutstropfen wieder entkrustet. Vor uns entfaltet sich das Drama einer existenziellen Frage: Leben, wie geht das? Niemand sagt es einem, ewig sitzt man in den Startlöchern: "Jetzt habe ich mich gerade an meinen Körper gewöhnt, da zerfällt er auch schon wieder." Als das Stück gespielt ist, feiert das lurch-theater in der Eve-Bar seinen Auftritt, und die drei Mädels werden von eben den Ängsten wieder eingeholt, die sie gerade noch glaubten, spielerisch bezwungen zu haben.

Von Chris Wahl

 

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